Sa, 14.06.2025 (nbi / #144)

FEUERWEHR AKTUELL

Gemeinsame Übung von TEL und Krisenstab der Gemeinde Beckingen

Am Samstag, dem 24. Mai 2025, führte die Feuerwehr Beckingen eine ganztägige Stabsrahmenübung durch, bei der erstmals die Technische Einsatzleitung (TEL) und der Krisenstab der Gemeinde gemeinsam unter realitätsnahen Bedingungen trainierten. Ziel war es, die Zusammenarbeit beider Gremien bei einer komplexeren Unwetterlage zu erproben und die Führungsstrukturen in Krisensituationen weiter zu stärken.
Die Übung begann gegen 09:30 Uhr mit einem Alarm über die Integrierte Leitstelle des Saarlandes, ausgelöst durch Gemeindewehrführer Andreas Michely. Zeitgleich wurde die Ortspolizeibehörde über den Beginn der Übung informiert und der Krisenstab einberufen. Als Ausgangslage diente eine Unwetterlage mit ergiebigem Dauerregen, angelehnt an die Ereignisse zu Pfingsten 2024, die sich im Verlauf zu einem großflächigen Stromausfall innerhalb der Gemeinde entwickelte.
Bereits zu Beginn wurden verschiedenste Einsatzszenarien abgearbeitet: Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller, blockierte Rettungsfahrzeuge, Fehlauslösungen von Brandmeldeanlagen sowie Türöffnungen. Mit zunehmender Übungsdauer kamen weitere Herausforderungen hinzu – etwa die Befreiung von Personen aus Aufzügen aufgrund eines angenommenen Stromausfalls sowie Hilferufe aus der Bevölkerung mit Patienten die auf strombetriebene Heimbeatmungsgeräte angewiesen sind.
Darüber hinaus musste der Krisenstab unter Leitung von Bürgermeister Thomas Collmann Maßnahmen zur Warnung der Bevölkerung vorbereiten. Dazu zählte die Formulierung konkreter Warntexte sowie die Planung und Einrichtung von Anlaufstellen in drei Ortsteilen der Gemeinde. Zusätzlich wurde ein Bürgertelefon eingerichtet, das kontinuierlich mit aktuellen Informationen aus der TEL und dem Krisenstab versorgt wurde, um Fragen aus der Bevölkerung beantworten und Hinweise weitergeben zu können.
Gegen 11:45 Uhr wurde als weiteres realistisches Element ein Blitzeinschlag in das Trafohäuschen in der Beckinger Bergstraße simuliert. In Folge dessen fiel auch im Feuerwehrgerätehaus Beckingen, dem Übungsstandort der TEL, der Strom aus. Um den Ernstfall möglichst realitätsnah zu gestalten, wurden die Sicherungen tatsächlich abgeschaltet. Die Einsatzleitung musste daraufhin rasch auf Notstromversorgung mittels Stromerzeuger umstellen – während der Betrieb der TEL und die Koordination der Einsatzstellen unterbrechungsfrei weiterlaufen mussten. Diese Situation stellte sowohl Technik als auch Personal vor besondere Herausforderungen und zeigte die Bedeutung robuster Ausfallsicherheit, die mittelfristig weiter ausgebaut werden muss.
Der Krisenstab, der sich zeitgleich mit den strategischen Auswirkungen der angenommenen Unwetterlage beschäftigte, bewertete unter anderem die zu erwartenden Folgen der vorhergesagten Regenmenge von bis zu 65 angenommenen Litern pro Quadratmeter. Besonders hilfreich war dabei das von Lars Breder bereitgestellte Kartenmaterial, das auf einer HQ100-Hochwassermodellierung basierte. Diese Simulation veranschaulicht die Überflutungssituation bei einem Hochwasser, das statistisch einmal in 100 Jahren auftritt. Sie dient der realistischen Gefährdungsabschätzung und ist ein wichtiges Planungsinstrument für den Hochwasserschutz. So konnten gefährdete Bereiche frühzeitig identifiziert und entsprechende Maßnahmen vorbereitet werden.
Während die TEL bereits über jahrelange Übungserfahrung verfügt, war es für den Krisenstab der Gemeinde die erste praktische Übung seit längerer Zeit. Umso wichtiger war die Einbindung aller relevanten Abteilungen: Bürgermeister, Ortspolizeibehörde, Hauptamt, Bauamt und Bauhof waren vor Ort vertreten und aktiv in das Geschehen eingebunden. Hervorzuheben ist das Engagement der Beigeordneten Hubert Schwinn und Marvin Bimperling, die die Arbeit des Krisenstabs aufmerksam begleiteten und sich intensiv mit den Herausforderungen befassten.
Die Technische Einsatzleitung wurde durch Personal aus vier der neun Löschbezirke besetzt. Unterstützt wurde sie zudem durch ein Mitglied des THW Beckingen im Bereich der Lagekartierung. Diese organisationsübergreifende Zusammenarbeit zeigte einmal mehr, wie wertvoll Kooperation im Bevölkerungsschutz ist. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass eine Beteiligung aus allen Löschbezirken wünschenswert wäre, um die TEL künftig noch breiter aufzustellen. Interessierte Feuerwehrangehörige sind herzlich eingeladen, sich in die Arbeit der Technischen Einsatzleitung einzubringen.
Ein besonderer Dank geht auch an die Integrierte Leitstelle, die für diese Übung das Schulungssystem des Einsatzleitsystems aktualisiert und zur Verfügung stellte. In der realen Einsatzlage übernimmt die Leitstelle in Saarbrücken die Notrufannahme über die 112 und erfasst alle eingehenden Einsätze. Die Technischen Einsatzleitungen der Kommunen haben über ein Webportal Zugriff auf die jeweils eigenen Einsatzdaten und ziehen daraus ihre Einsatzaufträge. Dieses System konnte im Rahmen der Übung nochmals praxisnah getestet werden. Ein weiterer Dank geht an das Team des Einsatzleitwagens, das während der Übung die einzelnen Einheiten an den Einsatzstellen simulierte und über Funk den Gegenpart zur TEL abbildete. So wurden zahlreiche Lagemeldungen und Nachforderungen an die TEL eingespielt.
Gegen 14:00 Uhr wurde die Übung beendet. Bei der anschließenden Nachbesprechung dankte Wehrführer Andreas Michely allen Beteiligten für ihren engagierten Einsatz. Durchweg wurde die Übung über alle Gremien hinweg sehr positiv bewertet – insbesondere das reibungslose Zusammenspiel der TEL mit dem Krisenstab sowie das hohe Maß an Engagement aller Beteiligten. Stellvertretender Wehrführer Robert Gottfrydziak fasste es treffend zusammen: Er habe zwischenzeitlich das Gefühl gehabt, sich in einer echten Realsituation zu befinden. Seinen Dank richtete er an die Ausbilder für die aufwendige Ausarbeitung der Übung.
Einigkeit herrschte darüber, dass solche Übungen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden sollten. Als eine wichtige Erkenntnis wurde auch festgehalten, dass die örtliche Nähe von TEL und Krisenstab im Einsatzfall ein entscheidender Faktor ist – kurze Wege und direkter Austausch erleichtern eine schnelle und effektive Krisenbewältigung erheblich.