Neun Löschbezirke - Eine Feuerwehr   

Freiwillige Feuerwehr Gemeinde Beckingen

Sa, 27.02.2010 (nbi / #10730)
TECHNIK

Hydraulischer Rettungssatz


Ein Rettungssatz besteht entweder aus einem separaten Spreizer und einer Rettungsschere, eventuell ergänzt durch einen oder mehrere Rettungszylinder, oder einem Kombigerät, das die Funktion von Spreizer und Schere in sich vereint. Der Rettungssatz wird von einem Ölkompressor mit derzeit 620 - 700 bar, bei manchen Modellen aber auch mehr, angetrieben. Da Kompressor und Spreizer / Schere / Zylinder getrennte Geräte sind, sind diese mit dem Kompressor durch Hydraulikschläuche verbunden.
Neben den aggregatbetriebenen Geräten gibt es auch Akkugeräte , die in einem Gehäuse Akku, Ölkompressor und Kombispreizer vereinen.

Spreizer
Der Spreizer, auch Rettungsspreizer genannt dient zum Auseinanderspreizen, beispielsweise von verklemmten oder deformierten Autotüren oder zum Wegdrücken von Wrackteilen. Er kann allerdings auch zum Zusammendrücken oder Anheben verschiedener Materialien benutzt werden.

Rettungsschere
Die Rettungsschere (die korrekte aber kaum verwendete Bezeichnung ist Schneidgerät) dient zum Durchtrennen von Materialien, bei einem Verkehrsunfall beispielsweise zum Abtrennen des Autodaches.
Die immer weiter fortschreitende Verbesserung der passiven Sicherheit im PKW-Bereich bringt durch die in den Fahrzeugen verbauten Materialien und Spezialprofile zusätzliche Probleme für die Feuerwehren mit sich. So sind zum Beispiel die B-Säulen moderner Pkws so stabil gearbeitet, dass Rettungsscheren mit einer max. Schneidkraft von über 100t im Einsatz sind. Diese starken Rettungsscheren sind wegen ihres hohen Eigengewichts nicht einfach zu handhaben.
Ebenso wird die Arbeit durch den Einbau zusätzlicher Airbags erschwert, da die pyrotechnischen Gasgeneratoren dieser Einrichtungen beim Durchtrennen explodieren können und somit eine große Gefahr für Umstehende und arbeitende Feuerwehrleute darstellen können.

Rettungszylinder/Hydrozylinder
Meistens gehören auch ein oder mehrere hydraulische Rettungszylinder, auch Hydrozylinder genannt, zum Rettungssatz. Der Rettungszylinder wird dazu benutzt, um beispielsweise den vorderen Teil des verunfallten KFZ wegzudrücken. Diese Geräte können je nach Ausführung Öffnungen von ca. 320 mm auf bis zu 1500 mm vergrößern, in diesem Bereich wirken Kräfte von bis zu 270 kN. Rettungszylinder in Teleskopausführung (siehe Bild) erreichen bei kompakter Abmessung und kleiner Anfangslänge maximale Öffnungsweite. Je nach Ausführung eignen sich Rettungszylinder zum Drücken und Ziehen. Sie werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Öffnungsweite des Rettungsspreizers nicht mehr ausreicht.




Einsatzgrundsätze
Um den sicheren Umgang mit diesem schweren Gerät sicherzustellen gibt es einige Einsatzgrundsätze, die von den Feuerwehrkameraden unbedingt eingehalten müsssen.
Desweiteren gelten die Grundsätze zum "patientengerechten Retten".

Beispielsweise muss der PKW vor Beginn der Spreiz- und Schneidarbeiten unbedingt gesichert und unterbaut werden. Dadurch werden u.a. weniger Erschütterungen an den Verletzten übertragen. Anschließend wird im Normalfall erst eine Zugangsöffnung für den Rettungsdienst geschaffen (je nach Fall: Öffnen eines Fensters bis zum Entfernen der Fahrertür). Erst wenn der Notarzt sein Einverständnis gegeben hat, wird mit der eigentlichen Rettungsöffnung des Fahrzeuges begonnen beispielsweise das Entfernen des kompletten Daches.



NBI

Rettungsspreizer (links) und -schere (rechts)

Fotos

(C) NBI
(C) NBI
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